You are currently viewing WM Tag 5: Bitterkalt

WM Tag 5: Bitterkalt

Den Donnerstagnachmittag verbringen wir mit Vorbereitungen auf das Offshorerennen, welche großteils aus Schlafen, Ausrüstungsorganisation und Navigation besteht. Nach einem letzten Skippers Meeting bringen wir also Proviant und warme Klamotten in zweifacher Ausführung aufs Boot und machen uns auf den Weg zum Start. Vor uns liegt eine Strecke von 84Seemeilen auf einem Kurs, der deutlich weiter aufs offene Meer, von Kiel über die Eckernförder Bucht bis kurz vor Lolland im Zickzackkurs rausführt. Wir hatten in den Trainings zwar eine Nachtfahrt, allerdings ganz ohne Windund vor allem nicht in einer Regattasituation, sodass wir mit einer doch ganz neuen Erfahrung konfrontiert waren. Um 19:20 Uhr schießt unser Startschiff Seestern mit einer Schreckschusspistole in die Luft, um den Start zu signalisieren. Mit der uns jetzt schon recht gut vertrauten Gruppe C beginnt unser Offshoreabenteuer. Auch Frida (das Boot unsere ASC-Freunde mit unter anderem Flori, Fredl, Wolfi und Seppi) ist auch wieder dabei. Mit alten und neu gewonnen Freunden geht es also los zur ersten Tonne Richtung Sonnenuntergang. Nach dieser setzen alle Boote ihre Gennaker oder Spinnaker und ein buntes Feld von Segeln zieht davon. Die Gruppe fängt an, sich zu verteilen, sodass bei Einbruch der Dunkelheit nach vorne und nach hinten kaum noch ein Boot in Rufweite war. Sobald die Sonne untergegangen ist, kommt der wahre Gegner dieser Wettfahrt zum Vorschein, der uns die restliche Strecke nicht mehr in Frieden lässt. Ich spreche natürlich von der Kälte, die langsam aus der Ostsee hervorkriecht. Es ist eine sternenklare Nacht mit wunderschöner Mondsichel, sodass es nie gänzlich dunkel ist. Trotzdem stellt es die Teams vor die große Herausforderung, die nicht beleuchteten Tonnen zu finden, die die zu segelnde Strecke markieren. Da wir die Koordinaten kannten, hatten wir zwar eine ungefähre Richtung, mussten jedoch immer wieder mit starken Scheinwerfern die nächste Tonne suchen, was auch eine ganz neue Erfahrung war und ein bisschen Unsicherheit in die Tonnenmanöver brachte. Nach den ersten zwei Tonnen fallen wir platzierungstechnisch ein bisschen zurück, was wir aber nicht auf uns sitzen lassen konnten. Auf dem Regattakurs liegt ein großes Sperrgebiet, welches nicht besegelt werden darf. Wir müssen uns also entscheiden, auf welcher Seite wir vorbeifahren, und wählen die Seite, die unserer Ansicht nach kurstechnisch besser liegt und zusätzlich von der Minderheit des vorangegangenen Feldes gewählt wurde, um durch diese Risikoabwägung die Chance zu haben, wieder Plätze gut zu machen. Dieser Plan funktioniert 1A, sodass wir irgendwann nicht nur einige Boote überholt, sondern auch Frida wieder aufgeholt haben. Nach mehreren Stunden Nebeneinanderhersegeln können wir dann auch den Sonnenaufgang gemeinsam genießen. Zu diesem Zeitpunkt haben schon mehrere Crewmitglieder immer wieder kurze Schlafpausen teilweise auf der Kante (abgeschaut bei den Profis) eingelegt und sich immer mehr Schichten angezogen, um im bitterlichen Kampf gegen die Kälte,Müdigkeit und Nässe nicht unterzugehen. Aufgrund von immer weniger werdendem Wind und schließlicherBahnabkürzung fahren wir nach ca. 13h gegen 8 Uhr über die Ziellinie. Wir schmeißen den Motor an, wärmen unsere Hände und Füße an der Motorumluft und kommen erschöpft, aber glücklich über unsere Leistung im Hafen an. Nach schneller Stärkung und wärmender Dusche geht es dann erstmal ins Bett, um den verpassten Schlaf der Nacht aufzuholen. Den Rest des Tages haben wir dann frei und sammeln Kräfte für den letzten Wettfahrttag.

Schreibe einen Kommentar