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Der erste Trainingsblock

Es ist ein traumhafter Tag Ende April, wir laufen, für viele das erste Mal, mit der Linje aus dem Hafen, Heiligenhafen aus. Mit dabei ist die fast vollständige Besatzung bestehend aus Mika, Jesper, Tim, Sophia, Nina, Christoph und Jan.  Die Stimmung wird durch aufgeregte Vorfreude bestimmt und jeder macht sich erstmal grundlegend mit dem Schiff vertraut. Schnell kristallisieren sich auch schon favorisierte Positionen heraus, sodass sich Aufgaben gut einteilen lassen. Nach einem kurzen Einsegeln, werden auch schon die ersten Manöver gestartet. Schon die zweite Wende funktioniert einwandfrei und lässt die Motivation nach oben schnellen. Nach einer langen Kreuz, vielen Wenden und Positionstauschen, hat sich schließlich ein kleines Mittagstief sowohl bei der Crew, als auch beim Wind eingeschlichen, sodass es jetzt erstmal heißt: Zeit für Brotzeit auf dem Wasser.

Es gibt Semmeln und Müsliriegel für alle. Trotz des sehr sportlichen und wettfahrtorientierten Anspruchs an das Training, lassen sich zwischendurch Momente wie diese finden, in welchen die idyllischen Seiten der Ostsee und des Segelsportes genossen werden können. Auf dem Wasser stellt sich dann ein Gefühl der totalen Freiheit ein. Am Horizont kann man ferne Windparks erkennen, Bade- und historische Anglerbötchen in den schönsten Farben schippern um uns herum und kreieren die perfekte Stimmung, um die Gedanken kreisen zu lassen und den Kopf freizumachen. Die Crew spricht von einem Vergnügen sondergleichen, welches aber noch seglerisch Luft nach oben lässt. Vor allem aber wird der Teamzusammenhalt mehrfach als knorke gelobt und spiegelt die ausgezeichnete Stimmung an Deck wider. Nach einem allgemeinen Durchschnaufen geht es dann auch direkt wieder los.

Der Nachmittag startet mit einer Gennakersession. Bevor die Manöver gestartet werden, wird alles in der Theorie durchgequatscht und jeder geht gedanklich die bevorstehenden Aufgaben durch. Dann geht es los. Jeder geht auf seine Position und das erste Abfallmanöver wird gestartet. Jeder Handgriff sitzt und der Gennaker steht in Windeseile wie eine Eins. Das lief wirklich erstaunlich knorke und obwohl da natürlich noch Luft nach oben ist, kann man auf diesen ersten Set wahrlich stolz sein. Trotz der sich eingestellten Sicherheit an Bord hatten wir auch das ein oder andere Problemchen, wie eine unlösbare Sanduhr im Segel oder Jespers, ich mag fast sagen bilderbuchgleichen, Sonnenschuss, der den physikalischen Grenzbereich des Bootes und unsere Crewmitglieder auf die Probe stellt. Nach diesem Schock arbeiten wie den restlichen Tag bei wieder zunehmendem Wind an noch weiteren Manövern wie Halsen und Drops, sodass wir nach diesem duften Segeltag in 6h 30, 38 Seemeilen zurückgelegt haben.

Der zweite Tag startet mit einem ausgedehnten Frühstück, serviert durch unseren Steuermann Jesper, der uns belegte Semmeln, den Snack des Monats und die heilige Drei-Käse-Faltigkeit kredenzte. Dann geht’s los. Die erste Kreuz ist von mehr Wind, um die 20 Knoten, geprägt, sodass wir unsere Positionen jetzt gut verfestigen können. Wir segeln heute mit einem Top Speed von 11,7 Knoten, sodass sich auch die ein oder andere Welle vor lauter Eifersucht zu uns aufs Deck verirrt. Nach der abendlichen Nachbesprechung, weiß nun auch jeder zu, zumindest fast jedem Zeitpunkt, wo wann man zu seien hat und was wie zu tun ist. Die Manöver laufen deutlich sicherer und auch bei der Kommunikation an Deck ist ein starker Fortschritt zu erkennen. Wir segelten unsere ersten, zwar noch nicht ganz regattafähigen, aber dennoch gut durchdachten Tonnenrundungen und ich denke ich spreche im Namen der Crew, wenn ich sage: Wir haben Bock auf Meer! Im Großen und Ganzen war auch der zweite Tag erfolgreich und wir laufen nach 5h 40 und 30 gesegelten Seemeilen gegen 17 Uhr wieder im Hafen ein. Vor der heutigen ausgedehnten Nachbesprechung geht es freilich noch zum Abendessen in ein nahegelegenes Restaurant, indem sich alle noch die ausgehungerten Mägen vollschlagen können.

Am letzten Tag laufen wir schon früher aus, um den Vormittag vor unserer Abreise noch nutzen zu können, sodass wir um acht Uhr morgens den Hafen verlassen. Die Sonne ist heute noch stärker vertreten, sodass die Temperaturprobleme der letzten Tage keine Rolle mehr spielen. Wir haben schönsten Wind um die 12 Knoten, also perfekte Bedingungen um uns an die noch nicht gesegelten Manöver wie Gybesets, Gybedrops oder Steuerborddrops heranzutasten. Nach einige Versuchen klappten auch diese wie als hätten wir nie etwas anderes getan. So konnten wir den letzten halben Tag auch noch sinnvoll nutzen, unsere Fähigkeiten ausbauen und lernen uns besser einzuschätzen. Nach 2h 20 haben wir so 15 Seemeilen zurückgelegt und konnten einen tollen Abschluss des Trainingswochenendes erleben. Nach einem geschwinden zusammenpacken sitzen wir um 12 Uhr wieder im Auto zurück an dem Ammersee, träumen aber schon von unserem nächsten Aufenthalt. Wenn es wieder heißt: Moin Moin, Servus und Ahoi!

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