Nach einer weiteren Steuerleutebesprechung, bei der der Wettfahrtleiter nochmal den Tagesplan erklärt, laufen wir am Mittwoch gegen 9 Uhr aus dem Hafen aus, um um 11 Uhr den ersten Start des Tages anzutreten. Es steht wieder ein CoastalRace an – die gleiche Strecke wie am Vortag. Bei einem Wind von 25 Knoten (geht für uns immer noch als Starkwind durch)können wir einen deutlich besseren Start hinlegen als im Racedavor. Schon jetzt am zweiten Tag sehen wir viele bekannte Gesichter auf dem Wasser, sodass wir die Konkurrenzlangsam kennenlernen und an den Tonnen oft gegen die gleichen Gegner in den Zweikampf treten. In der Crew hat jedes Mitglied seine feste Aufgabe und Position und nimmt Manöver und Situationen so auf dem Wasser gänzlich anders wahr. Wenn man also im Nachhinein einzelne Leute fragt, können Daten wie beispielsweise die Wellenhöhenangabe sehr unterschiedlich ausfallen. Mika zum Beispiel ist sich sicher, dass wir bis zu 3m Welle hatten, was unter anderem dem geschuldet sein könnte, dass auch er das ein oder andere Malnur durch seinen Gurt vor dem Überbordgehen gesichert wurde, was die Crewmember im Cockpit weniger mitbekommen. Während das Vorschiff also mit Trittsicherheit, Kommunikation und sehr viel Wasser von allen Seiten beschäftigt war (salziger Regen), hatte die Cockpitcrew eherProbleme mit Heiserkeit vom vielen Rumschreien, Sonnenschüssen und Ausdauer. Jetzt steht wieder ein tiefer Halbwind an, bei dem wir uns gegen den Gennakerentscheiden, nachdem viele Schiffe, die es vor uns probierten,daran gescheitert sind. Wir sind inzwischen auch nicht mehr ganz so erschlagen von Eindrücken und schaffen es, den Fokus mehr auf die Regatta zu legen, sodass wir nach ca. 2,5h und zufriedenstellender Performance die Ziellinie überqueren.
Wir haben eine kurze Pause auf dem Wasser, in der wir die Brotzeit, welche unser fantastisches Landteam zubereitet hat,verdrücken und dann geht es auch schon weiter mit zwei Windward- Leeward-Races. (Up and Downs). Also kürzere Rennen, bei denen man mehrere schnelle Manöver in kurzer Zeit mit mehr direktem Gegnerkontakt fahren muss. Da wir ja auf Tim verzichten müssen, ist es für uns eine große Herausforderung die neu aufgeteilten Aufgaben in einer solchen Stresssituation schnell und souverän abzuwickeln, weshalb wir zwar mit Vorfreude, aber auch ein wenig Ehrfurcht auf die kurzen Rennen blicken. Nach einem recht guten ersten Start in die erste Wettfahrt und einer sauberen Kreuz hatten wir auf dem Downwind wieder große Probleme mit dem Gennaker, sodass wir uns nach mehrerenSonnenschüssen dazu entschieden, ihn zu droppen und ohne Gennaker das Rennen zu beenden. Was ist eigentlich dieser Sonnenschuss, von dem ich hier immer schreibe, hört sich doch eigentlich ganz schön an? Ich will es euch sagen: Bei einem Sonnenschuss bekommt man aufgrund mehrererUrsachen wie zum Beispiel zu viel Wind, Steuer- oder Großschotfehlern sehr viel Druck in den Gennaker (dem großen Segel vorne), sodass man mit dem Boot so stark krängt, dass man nicht mehr steuern kann und sich quer in die Bahn legt. Das kostet nicht nur wahnsinnig viel Zeit und Kraft, sondern ist auch eher ungemütlich, da häufig Wasser ins Cockpit läuft und man sich schnell irgendwas zum Festhalten suchen muss, um sich nicht ins Wasser zu verabschieden. Also nicht so gut! Bei immer noch recht starkem Wind von ca. 25 Knoten starten wir dann das zweite Rennen und schon kurz nach dem Start sind auf anderen Booten unserer Gruppe min. drei Leute über Bord gegangen, einer von der Großschot umgenietet und auf dem Downwind min. zwei Genackergerissen, einer davon auf dem Mast aufgespießt und einer unter den Kiel gezogen worden. Wir sind also nicht die Einzigen, die sich mit den Bedingungen erstmal anfreunden müssen. Leicht abgeschreckt entscheiden wir uns diesmal also ohne Gennaker zu fahren und können damit auch ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen.


